05.07. - Fahrt in den Norden Islands zum Hvammstangi Camping
06.07. - Fahrt nach Sauðárkrókur, 2 Übernachtungen im Appartment Hólavegur
07.07. - Ein Sommertag in Reykir mit kleinen und großen Tieren
Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen
Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.
Heute heißt es Abschied nehmen von Strandir (und den Westfjorden). Wir verlassen den komfortablen Campingplatz Hveravik und umkurven den Fjord, bis wir nach Holmavik kommen. Den Ort hatten wir gestern schon vom Campingplaz aus gesehen - über den Fjord ist er nicht weit entfernt. Wir schauen uns die Kirche mit ihrer bunten Treppe an (nur von außen - das Gebäude ist geschlossen).
Auf der Weiterfahrt halten wir bei einer Vogelbeobachtungshütte. Beate schaut zunächst hinein und entdeckt dort einen toten Vogel, einen Schlüpper sowie viel Schafskacke. Wir nehmen Abstand vom Betreten der Hütte und fragen uns ernsthaft, was die Schafe da wohl getrieben haben. Besondere Vögel können wir leider nicht sichten.
Unterwegs sieht es bei Sonne wie immer fantastisch aus. Allerdings ist für die nächste Nacht Wind angesagt und der geplante Campingplatz in Borðeyri soll relativ ungeschützt sein. Wir wollen 40km weiter zu einem anderen Campingplatz (mit Aufenthaltsraum für den Notfall) fahren, schauen uns den ursprünglich geplanten aber an. Allerdings kommen wir gar nicht erst bis hin: schon an der Straße des winzigen Ortes steht alles voller Autos. Und überall laufen junge Leute herum. An einer Hofeinfahrt sehen wir, dass sich Massen in einer kleinen Halle (einem ehemaligen Schlachthof) drängen. Wir drehen schleunigst ab. Beate kann dann feststellen, dass dort gerade das jährliche Festival stattfindet. Zum Teil treten hier hochkarätige Künstler aus aller Welt auf. Meine isländische Lieblingsband (Sigur Rós) wird in diesem Jahr aber nicht erwartet, so dass wir beruhigt zum Alternativ-Campingplatz fahren können.
Der Campingplatz in Hvammstangi soll relativ einfach sein. Wir sind schon gespannt und werden positiv überrascht: der Platz ist sehr groß, enthält Buschreihen (für den Windschutz) sowie gute Sanitäranlagen (allerdings keine Duschen). Wir suchen uns einen schönen Stellplatz. Es ist für diese Zeit (gegen 16 Uhr) schon erstaunlich voll. Aber es ist Sonnabend und im Laufe des Abends kommen noch viele Campinggäste. Der Platz ist offenbar bei isländischen Familien sehr beliebt.
Es ist so schön, dass wir gleich mal einige Zimtschnecken (diesmal nicht die Kekse, sondern tiefgefrorene aus dem Supermarkt) aufbacken.
Außerdem zeigt uns die Wetter-App, dass wir Sonne bis Mitternacht haben werden. Der Sonnenuntergang beginnt erst gegen 0:30 Uhr.
Wir nutzen den endlosen Tag und unternehmen nach dem Abendessen (Schellfisch mit Kartoffeln und Möhrchen) noch einen kleinen Spaziergang, vorbei an einem kleinen Friedhof mit Kirche hinter dem Campingplatz.
Ziel ist eine kleine Sehenswürdigkeit, nämlich eine uralte, inzwischen rekonstruierte Wassermühle in einer Grassodenhütte (keine Ahnung, was sich der Müller dort mit dem Fernglas erhofft).
Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen
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Am Morgen werden wir von strahlendem Sonnenschein und wenig Wind empfangen, so dass es auch bei einer Lufttemperatur von 15°C so warm ist, dass wir bei geöffnetem Zelt unsere Brötchen genießen können.
Wir können uns Zeit lassen, da die Strecke zur nächsten Ferienwohnung nicht ewig weit ist und wir größtenteils über die Ringstraße fahren, die vergleichsweise schnell ist. Daher besuchen wir unterwegs einen Wasserfall. Auf der Ringstraße herrscht gegenüber den Gegenden, in denen wir in den letzten Tagen waren, ziemlicher Betrieb. Der Parkplatz am Wasserfall ist schon gut besucht, obwohl er nicht zu den Höhepunkten Islands zählt und im Norden der Insel liegt, der nicht so stark frequentiert wird wie der Süden.
Bei dem herrlichen Wetter sieht der Wasserfall natürlich schön aus. Außerdem bildet sich ein kleiner Regenbogen.
Anschließend besuchen wir noch das schöne Vatnsdalur - ein Tal, das wir bereits 2022 durchfahren haben. Damals fehlte die Sonne. Das Tal beginnt mit einer buckeligen Landschaft. Die Kegel sehen aus, als wären sie künstlich angelegt worden.
Auf der anderen Seite wird das Tal von einem 800m hohen Berg begrenzt. Bei Sonne sieht das toll aus.
Als wir am zweiten Tag in Island das Leif Eiriksson-Museum besuchten, hatten wir dort eine tolle Audioführung erlebt. Heute kommen wir an einem Museum - Kakalaskáli - vorbei, das eine durch Kunstwerke illustrierte Audiotour zu einer anderen Island-Saga anbietet. Es ist nicht ganz leicht, das völlig unscheinbare Gebäude zwischen den Bergen zu finden.
Es geht hier um die größte Schlacht Islands, als im 13. Jahrhundert verfeindete Gruppen gegeneinander antraten, um sich die Herrschaft über die ganze Insel zu sichern. (Wozu, ist uns unklar - die Insel war doch völlig verarmt und die Menschen hatten eigentlich mit dem eigenen Überleben genug zu tun.) In der Schlacht traten ca. 1000 Mann gegeneinander an. Größte Herausforderung war, überhaupt so viele Kämpfer zu finden.
Verhandlungen wurden damals im Hot Pot geführt.
Die Schlacht fand quasi vor der Tür des Museums statt. Zur Erinnerung wurde für jeden Kämpfer ein Felsbrocken herangeschafft. Die Steine der Getöteten sind mit einem Kreuz versehen.
Nach diesem Ausflug nähern wir uns unserem Tagesziel in Sauðárkrókur. Wir fahren durch das Schwemmland des Skagafjords. Der Sand, der dort liegt, hat sich zu eigenartigen Hügeln aufgeschichtet. Solche Formationen sind uns schon an anderen Fjord-Enden aufgefallen.
Hier zieht es aber wie Hecht, so dass man sich beim Verlassen das Autos warm einpacken und aufpassen muss, dass man nicht fortgeblasen wird.
Beate hat in Sauðárkrókur eine Ferienwohnung mit Waschmaschine organisiert. Nach der großen Wäsche fahren wir gegen 23:00 noch mal auf den Berg hinter dem Ort. Die Sonne bescheint den Hintergrund.
Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen
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Heute ist ganztägig warmes (bis 20°C) und meist sonniges Wetter versprochen. Wir fahren auf der Westseite des Skagafjords ein Stück nach Norden. Das Gebiet kennen wir schon von 2023, allerdings hatten wir damals nicht ganz so schönes Wetter wie heute. Plan ist, eine kleine Wanderung zur Bucht Glerhallavik zu unternehmen, wo es vom Meer polierte Quarz-Steine gibt.
Schon von weitem sieht man die vorgelagerte Insel Drangey mit einem beeindruckenden Tafelberg.
Wir parken am Campingplatzt Grettislaug und werden wie vor zwei Jahren schon sehr freundlich vom Inhaber begrüßt. Sein weißer Bart scheint noch etwas länger geworden zu sein. Der Hot Pot ist uns angesichts der Lufttemperatur heute zu heiß. Wir lassen uns stattdessen am felsigen Ufer zu einer ausgedehnten Pause nieder und blicken auf einen Teich, in dem ein emsiges Treiben von Odinshühnchen herrscht.
Heute ist offenbar Badetag, denn die Hühnchen planschen alle wie verrückt herum. Auch sonst herrscht hektisches Treiben - die Odinshühnchen schwimmen wie wild umher, und immer wieder fliegt eine Gruppe auf, dreht eine Runde und landet wieder.
Das hektische Treiben der Odinshühnchen:
Der Treibholzstamm ist der Trockenplatz.
Die Odinshühnchen sind nicht mal Amselgroß und leben normalerweise auf den Weltmeeren bis hin zum Pazifik. Es sind Langstreckenzieher. Im Sommer treffen sie sich alle im Norden, z.B. in Island oder Nord-Skandinavien. Wie das diese kleinen Vögel schaffen, ist erstaunlich. Interessant ist außerdem, dass die schön gefärbten Weibchen sich eins der eher unauffällig gefärbten Männchen suchen, die Eier ablegen und dem Männchen die Aufzucht der Jungen überlassen.
Währenddessen hat Beate auch den Fjord im Blick. An einer Stelle hat sich eine große Menge Möwen versammelt.
Irgendwann steigen die Möwen plötzlich auf. Und Beate entdeckt eine Rückenflosse, die etwas größer ist als die eines Guppys.
Die Flosse samt Walrücken taucht noch ein paarmal auf. Und dann dreht der Wal sogar eine Schraube für uns. Anhand der Streifen an der Bauchseite und der Größe können wir feststellen, dass es sich um einen Buckelwal handelt.
Nach diesem tollen Erlebnis widmen wir uns nun der Spur der Steine. Diese sind aber zunächst zu überwinden: es geht einen halben Kilometer direkt am Wasser über ganz grobes Geröll. Beate ist keinesfalls amüsiert.
Wir erreichen aber unser Ziel und Beate macht sich sogleich an die Suche.
Ich versuche derweil ein brauchbares Foto einer Küstenseeschwalbe (isländisch "Kria") zu schießen, freilich ohne Erfolg.
Aber wenigstens die Gryllteiste zeigt sich fotogen. Offenbar sind sie Lizenznehmer von Anish Kapoor (dem Erfinder des schwärzesten Schwarzes).
Beate ist dagegen fündig geworden und die Stücke werden in einer kleinen Ausstellung (Eintritt frei) präsentiert.
Dies ist kein Pionierwimpel, sondern eine Kria-Abwehreinrichtung:
Die Küstenseeschwalben sind extrem aggresiv, wenn sie eine Gefahr für ihr Junges vermuten. Sie machen zunächst unschöne Geräusche und greifen dann von hinten an, indem sie auf die höchste Stelle, also meist den Kopf, hacken. Weil wir auf dem Hinweg von ein paar Krias genervt wurden, haben wir uns für den Rückweg mit dieser angespülten Fischerbojenfahne ausgestattet. Die dürfen die Krias nach Herzenslust perforieren.
So einen warmen Tag wie heute haben wir in Island selten erlebt. Wir genießen das Wetter und die Landschaft und hoffen, dass nun nicht die Schlechtwetterperiode kommt. Denn morgen soll es ins Hochland gehen, und es wäre sehr schade, wenn man vor lauter Nebel nichts davon sieht.