20. und 21.06. - Anreise, Übernachtung im The Castle Guesthouse, Besuch des Leif Eiriksson Centers
22.06. - Djúpidalur Campsite
23.06. - Flókalundur Campsite, unterwegs eine kleine Wanderung
24.06. - Fahrt Richtung Látrabjarg, Übernachtung im Hnjótur Guesthouse Látrabjarg
25.06. - Vogelfelsen in Látrabjarg, Ausflug nach Rauðisandur
26.06. - Drei Erledigungen in Tálknafjörður, Besuch des Dynjandi-Wasserfalls und Campen in Þingeyri
27.06. - Fahrt bis Minnibakki Beach, unterwegs Flateyri anschauen und die Aussichtsplattform Bolafjall Útsýnispallur besuchen
28.-29.06. - Lange Fahrt an den Fjorden entlang zum Reykjanes Campingplatz, Wanderung zum Reykjarfjörður
Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen
Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.
Die Anreise verläuft perfekt: wir werden von unseren Freunden zum BER kutschiert, der IcelandAir-Flug startet und landet pünktlich und das Gepäck kommt schnell und vollständig an. Am Ausgang werden wir bereits erwartet, und es wird uns die Autolegende gezeigt, mit dem Hinweis, dass wir am besten gleich den Flughafenparkplatz verlassen sollten, damit wir in den Genuss des kostenlosen Parkens innerhalb von 15min kommen.
Neben der Parkplatz-Zufahrtsstraße ist für geländegängige Fahrzeuge noch genügend Raum, um gemütlich Solarpanel und Dachgarten zu installieren, damit das Gepäck ins Auto passt (beides musste für die Verschiffung im Innenraum verstaut werden). Die erwähnte Gemütlichkeit wird freilich durch kleine Regenschauer unterbrochen (die sind aber kein Vergleich zu 2023).
Das erste Ziel ist der nächste "Bónus"-Markt gleich in Keflavik, wo wir Lebensmittel bunkern wollen. Größte Bedenken haben wir, ob es die bewährte Lakritz-Schokolade überhaupt gibt und ob die vielleicht wieder in neuen und uns unbekannten Verpackungen angeboten wird. Denn die uns am besten schmeckende Sorte ist oft vergriffen, und wenn Regenwetter auf Lakritzschokoladenmangel trifft, ist die Situation kaum mehr zu retten. Wir haben aber großes Glück und finden die bekannten Packungen sogar noch vergleichsweise preiswert. Von den 12 vorrätigen Packungen landen 10 in unserem Einkaufswagen. (Ich will alle nehmen, aber Beate ist es zu peinlich, wenn wir als Hamsterer dastehen - dabei wollen wir ja nur 4 Wochen Islandwetter überstehen.)
Auch das andere wichtige Nahrungsergänzungsmittel, die Zimtschneckenkekse, gibt es. Wir nehmen nur 4 Packungen, weil es die meistens gibt, und hoffen, dass das kein Fehler war.
So ausgestattet brechen wir in Richtung Westfjorde auf. Wir bleiben zwei Nächte im The Castle Guesthouse. Die erste Nacht nach der Anreise in einer festen Unterkunft zu sein, bewährt sich sehr: wir vervollständigen den Dachgarten (dort tummeln sich das zweite Ersatzrad, der 20l-Spritkanister sowie die Gaskiste mit den Butangas-Flaschen für den Kocher) und können unser Gepäck sowie die Lebensmittel (wie z.B. die 30 Büchsen Prosecco, die wir mitgeführt haben) richtig verstauen.
Die Fahrt von ca. 200km verläuft unspektakulär bei eher grauem Wetter. Auf der Ringstraße "1" ist es sehr voll und wir sind froh, als wir die in Richtung Westfjorde verlassen können. Es wird sofort deutlich leerer:
Der Parkplatz des Gästehauses ist voll, der letzte freie Platz befindet sich vor dem Eingang, wo auch gleich unser Zimmer liegt. Die Polizei residiert hier ebenfalls.
Das Gästehaus ist sehr komfortabel: neben einem HotPot (einem heißen Pool - das heiße Wasser kommt in dieser Gegend direkt aus der Erde) steht uns eine große (natürlich sehr saubere) Gemeinschaftsküche zur Verfügung, in der Beate sogleich das Abendessen vorbereitet.
Essen können wir in einem Wintergarten - das Ambiente ist wirklich schön.
Am nächsten Morgen - man glaubt es kaum - ist es sonnig. Nach dem Frühstück brechen wir zu einer Wanderung in der Nähe auf. Es ist mit 15°C vergleichsweise warm und ich muss tatsächlich die Ärmel hochkrempeln. Isländer sind bei solchen Temperaturen vermutlich dem Hitzeschlag nahe.
Wir steigen auf einen Bergrücken in 500m Höhe. Diese Höhe reicht bereits, dass sich noch einige Schneefelder halten können.
Abschluss des Tages ist der Besuch des Leif Eiriksson Center in fußläufiger Entfernung von unserem Gästehaus. Es geht um "Erik, den Roten", der im 10. Jahrhundert von Island aus Grönland besiedelte und dessen Sohn, Leif Eriksson, der weiter nach Nordamerika vorstieß; zu einer Zeit also, als der Rest Europas von der Existenz Amerikas nichts ahnte. Es gibt einen deutschsprachigen Audioguide. Der ist Klasse gesprochen und führt in 45 Minuten durch die Ausstellung. Die Audioführung ist außerordentlich interessant und richtig gut gemacht. Wen es je hierher verschlägt, der sollte sich das ansehen und -hören. Allein, was die Winkinger damals konnten (obgleich sie keine Schriftsprache hatten), ist extrem beeindruckend.
Der Graue und der Rote:
Das Wetter sieht nicht unfreundlich aus und es ist immer noch recht warm. Bei der Abfahrt staunt ein Isländer über die Autolegende: Was, der ist von 2020 und wird immer noch gebaut??? Seine Eltern hätten vor 30 Jahren so ein Auto gehabt.
Auf der Fahrt kommen wir an einem Hot Pot vorbei, den wir bei unserer gestrigen Wanderung bereits gesehen haben. Den probieren wir aus.
Die Landschaft unterwegs sieht wieder grandios aus. Angesichts der gewaltigen Bergrücken kommen wir uns sehr klein vor.
Manche Fjorde sind inzwischen mit einem Damm versehen worden. Das kürzt die Fahrt gewaltig ab (obgleich das nicht unser Ziel ist):
Gegen Mittag kommt sogar die Sonne heraus.
Wir parken in der Nähe eines Sees direkt neben einem Wohnmobil mit Pirnaer Kennzeichen. Ein kleiner Rundwanderweg führt durch Wiesen, in denen diverse Vögel brüten, zu einem See, der mit einer Beobachtungshütte ausgestattet ist.
Auf dem Weg durch die Wiesen werden wir von aufgeregten Vögeln begleitet, die uns wie verrückt beschimpfen und versuchen, uns von ihrem Brutort wegzulocken. Dadurch kommen wir ihnen nahe wie selten. Vergleichweise schön klingt die Meckerei des Regenbrachvogels:
Eher eintönig klingt das Schimpfen der Uferschnepfe. Dafür sieht der Vogel besonders hübsch aus:
Die Goldregenpfeier sind eher kurzschnäblig, können aber wirklich sehr gut pfeifen. Und sehen bei Sonnenlicht tatsächlich golden betupft aus:
Die Beobachtungshütte erweist sich als überaus komfortabel (Tür, damit der Wind nicht durchpfeift, Tisch und Bank mit Lehne). Der See ist voller Enten, oft mit Jungen.
Viele Reiherentenfamilien sehen wir, aber auch Eisenten. Einige wenige haben noch ihre langen Schwanzfedern. Beate ist völlig aus dem Häuschen, dass sie endlich einmal den Gesang der Eisenten hört. Sie singen den Anfangsdreiklang des Liedes "Kleiner Kuckuck, Kuckuck, sucht ein Bursch ein Mädchen ...". Aber mit doppeltem ersten Ton, also "Klei Kleiner Kuck".
Auch viele Sterntaucher sind auf dem See unterwegs. Einer prahlt gegenüber vorbeikommenden Eisenten mit einem besonders langen Hals:
Auf der Wiese gibt es eine Quelle mit 80-100°C heißem Wasser, aus der es ordentlich dampft. Die Anzahl brütender Vögel hält sich hier in Grenzen. Dabei hätten sie die Chance, die Eier nach dem Legen gleich kochen zu lassen.
Nach diesem Ausflug fahren wir zu unserer nächsten Übernachtungsstation, der Djúpidalur Campsite. Problem ist, dass so starker Wind herrscht, dass wir das Seitenzelt nicht aufbauen können. Das ist aber hier kein Problem, denn der Campingplatz verfügt über einen Aufenthaltsraum in Form einer großen Halle. Wir stellen das Auto im Windschatten an die Stirnseite, an der es praktischerweise gleich noch einen Nebeneingang in das Gebäude gibt.
Die Halle bietet Platz für eine Hundertschaft Campingfreunde. Die sollen hier zuweilen tatsächlich einfallen, aber heute ist es ruhig und es gibt sehr viel Platz für alle. Unser Gepäck, das normalerweise im Seitenzelt liegt, können wir in der Halle deponieren.
Der Campingplatz bietet außerdem ein schön warmes 10m-Schwimmbecken sowie draußen, zum Glück windgeschützt, einen Hotpot, den wir in der Abendsonne benutzen.
Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen
Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.
Der Himmel zeigt sich am nächsten Morgen zwar bedeckt, aber die Wolken sind kontinent. Allerdings stürmt es regelrecht und wir haben Bedenken, ob wir abends das Zelt aufstellen können.
Immer wieder geht es über Bergrücken (ca. 300m hoch), um zum nächsten Fjord zu gelangen. Die Autolegende schafft es nicht wirklich, das Durchschnittstempo zu halten, und muss sich von einem großen Sattelschlepper überholen lassen, der mit hohem Tempo vorbeirauscht. Der Suzuki Jimny im Foto nimmt die Steigung dagegen mühelos.
Zwischendurch dringt an einigen Stellen die Sonne durch und es hellt sich mit der Zeit insgesamt auf.
An einer Halbinsel, die aus einem gigantischen Tafelberg besteht, weichen wir von unserer Route ab.
Am Fuß des Berges verläuft eine Piste zur Südspitze. Wir hoffen dort zwischen den vielen Inseln auf ein paar interessante Vögel - die Hoffnung erfüllt sich aber nicht.
Dafür bricht die Sonne vollends durch. Die Piste endet an drei Häusern mit einer kleinen Kirche. Auf dem Friedhof daneben wurde schon lange niemand mehr begraben.
Nach einer ausgiebigen Pause, verbunden mit dem Genuss von Zimtschneckenkeksen und Lakritzschokolade, geht es zurück auf die Strecke. Kurz vor dem Ziel ist noch eine Wanderung aus dem Rother-Wanderführer geplant. Es geht zunächst am Ufer eines Sees entlang. Der Weg wird bald zum Pfad und ist zum Teil extrem unwegsam. Ziel ist eine Schlucht, die aber wenig spektakulär ist. Dort führt der Pfad auf den Berg, von dem man eine gute Aussicht hat.
Beim leicht absteigendem Weg nach unten kommen wir an einem kleinen, schönen Bergsee vorbei, an dem das Wollgras wuchert.
Auch das gefleckte Knabenkraut wächst hier in größeren Mengen.
Wenig später sehen wir plötzlich einen Alpenschneehahn (wie der es von den Alpen hierhergeschafft hat, bleibt wohl ein Rätsel). Mit der Sichtung von Getier habe ich nicht gerechnet und daher das schwere Teleobjektiv im Auto gelassen. Der Hahn ist aber so nahe, dass auch mit den Standardobjektiv ein brauchbares Foto gelingt.
Der Hahn spaziert auf den Wanderweg und eine Henne taucht auf. (Man beachte auch die "behaarten" Beine.)
Die beiden fackeln nicht lange und bieten uns eine Show. Es ist deutlich zu sehen, dass es sich um Vögel handelt.
Nach getaner Arbeit heißt es durchzuatmen und noch mal zu zeigen, was für ein prächtiger Hahn man ist.
Die Schneehühner zeigen sich überhaupt nicht scheu; sie kommen uns sogar entgegen. Wir müssen aber den Weg passieren und gehen vorsichtig los. Ab einem gewissen Abstand laufen die Hühner dann aber hektisch davon und schlagen sich ins Gebüsch.
Nach diesem tollen Erlebnis geht es zurück zum Auto und noch das kurze Stück zur Flókalundur Campsite. Der Campingplatz soll nicht besonders schön sein. Als wir ankommen, steht er voller französischer Wohnmobile. Diese sowie der Berg bieten aber etwas Windschutz, so dass wir hier bleiben. Das (saubere) Klohäuschen ist gleich nebenan - sehr praktisch für die Nacht (wegen der taghellen Nächte kann man hier nachts nicht einfach an den Hinterreifen des benachbarten Wohnmobils pullern).
Dies wird unsere erste Nacht mit aufgebautem Seitenzelt in diesem Urlaub. Natürlich wird das mit einer Büchse Prosecco gefeiert.
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Nachts kommen ab und zu Windböen auf, die das Auto etwas durchschaukeln. Gegen Morgen beruhigt sich der Wind aber, und wir können gepflegt ausschlafen. Etwas baff sind wir, als wir nach einem Blick nach draußen feststellen, dass wir fast allein sind - die Wohnmobile sind alle abgereist.
Wir dagegen haben Urlaub, frühstücken gemütlich mit aufgebackenen Brötchen (dank des Omnia-Backofens, den man wie einen Topf auf den Gaskocher aufsetzen kann) und brechen dann zu einer Wanderung auf, die direkt am Zeltplatz beginnt.
Der Weg führt nach oben durch eine interessante Landschaft.
In der Höhe hören und sehen wir Goldregenpfeifer, die Warnrufe ausstoßen. Durch das Fernglas sehen wir Bewegungen und können so drei Küken entdecken, die sich durch die Steinwüste arbeiten. Sie tauchen nur kurz auf und sind dann gleich wieder von Steinen verdeckt. Ein unscharfes Foto gelingt immerhin. Selbst die Jungen sehen goldig aus.
Ziel ist ein größerer Bergsee. Da oben stürmt es ordentlich. Beate entdeckt am anderen Ufer zwei Eistaucher, die mit den Flügeln das Wasser aufpeitschen. Später lesen wir, dass das ein Balzritual ist.
Hinter einem Felsen finden wir eine geschützte Stelle mit dicker Moosauflage. Es ist trocken und dadurch warm und weich. Wir lassen uns nieder und widmen uns Zimtschneckenkeksen und Tee. Wir sehen dann sogar einen fliegenden Eistaucher, aber leider habe ich das Teleobjektiv nicht schnell genug einsatzbereit, so dass es kein Foto gibt.
Zurück geht es denselben Weg. Dort, wo die Büsche anfangen, wäre Beate fast auf ein Alpenschneehuhn draufgetreten. Es rettet sich ein kleines Stück zur Seite. Ich habe noch das Tele drauf, aber dazu ist das Schneehuhn zu nahe. Wir entfernen uns also vorsichtig, damit ich nicht nur das Auge, sondern den ganzen Vogel auf's Bild bekomme.
Diese Wanderung endet also wieder mit Schneehuhn - wie schön. Gegen 16 Uhr brechen wir zu unserer nächsten Unterkunft auf, gerade als die ersten Gäste für die nächste Nacht auf diesem Campingplatz eintreffen. Natürlich gibt es unterwegs wieder tolle Landschaften zu sehen.
Wir machen noch einen Abstecher in einen kleinen Ort (Patreksfjörður) mit Einkaufsmöglichkeit und kaufen etwas Dorsch, den es zum Abendessen gibt. Das gibt es abends im Gästehaus Látrabjarg, in dem uns eine Gemeinschaftsküche zur Verfügung steht.
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Gleich neben dem Gästehaus steht die auseinandergenommene DC-3 immer noch herum, ohne dass die einer zusammengebaut hätte und damit abgehoben wäre. Ich habe langsam den Verdacht, dass die Schraubentüte verloren gegangen ist.
Nach dem Frühstück geht es nach Látrabjarg, wo an den steilen Klippen die Vögel brüten. Unterwegs passieren wir eine Straßenbaustelle. Bei uns muss man in dem Fall kilometerweite Umwege kutschen. Hier fährt man mitten durch die Baustelle und kann das schwere Gerät bestaunen. Und die Herrschaften auf dem schweren Gerät bestaunen die Autolegende.
Anschließend führt die Piste über einen Bergrücken, an dem der Niva wieder alles geben muss.
Der Parkplatz in Látrabjarg ist erfreulich leer. Unsere Anfahrt war vergleichsweise kurz, weil wir auf der Anfahrtsstrecke übernachtet haben. Vor Ort übersehen wir fast eine ältere Französin, die sich in einen Tarnanzug gehüllt hat und quasi unsichtbar ist.
Sichtbar sind dagegen die Papageitaucher (Isländisch "Lundi").
Sie haben absolut keine Angst vor Menschen. Eine Leine sorgt dafür, dass letztere ihnen nicht zu nahe kommen.
Die Papageitaucher brüten im Gegensatz zu den anderen hier ansässigen Vögeln in Erdhöhlen. Sie sind deshalb am oberen Ende der Klippen zu finden.
Die anderen Vögel (Lummen, Tordalke, Dreizehenmöwen und Eissturmvögel) brüten an den steilen Felswänden.
Lummen und Tordalke bauen kein Nest, sondern brüten direkt auf dem nackten, abfallenden Fels.
Wer guckt denn da? Das ist eine Lumme, mit einem eher spitzen Schnabel.
Die Lummen drängen sich auf schmalen Felsbändern dicht an dicht. Man kann sich denken, dass es ein Vorteil ist, eher oben zu brüten - dann "regnet" es nicht ganz so stark.
Schwarz-Weiß sehen auch die Tordalke aus. Sie haben aber einen hohen Schnabel. Hier sind beide im Bild:
Auch die Tordalke brüten auf dem nackten Fels. Die Paare kraulen sich liebevoll das Gefieder. Und beim Gähnen sieht man das gelbe Schnabelinnere.
Interessant sind auch die Eissturmvögel, die ebenfalls an den Klippen brüten. Sie gehören zu den Röhrennasenvögeln. Die spezielle Nase wird u.a. zur Entsalzung des Meerwassers genutzt.
Am sympathischsten erscheinen aber die Lundis. Sie sind einfach zu süß.
Das Wetter hat sich inzwischen aufgehellt. Der Parkplatz füllt sich und es nähern sich weitere Touristen. Wir reisen ab und fahren auf einen Kaffee und Zimtschnecken zu unserem Gästehaus zurück.
Am Nachmittag machen wir einen Ausflug nach Rauðisandur. Es ist wieder ein Bergrücken zu bezwingen. In 400m Höhe liegt noch einiger Schnee.
Die Bucht in Rauðisandur hat einen sehr schönen, breiten, fast orangefarbenen Sandstrand. 2022 haben wir dort gezeltet.
Leider hat sich der Himmel bei unserer Ankuft zugezogen und es fängt an zu regnen. Wir warten eine Weile ab, der Regen zeigt sich jedoch stur und wir fahren ins Gästehaus zurück. Die Zeit nutzen wir u.a., um den Bericht der letzten zwei Tage zu ergänzen.
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Aufstehen ist schon wie gestern ungewohnt zeitig, weil es 8:00 Frühstück im Gästehaus gibt. Der Blick aus dem Fenster zeigt, dass es geregnet hat. Er zeigt auch ein geöffnetes Fenster, mit dem die Raumtemperatur (leider nur in Grenzen) geregelt werden kann - die Heizung ist heiß, hat aber kein Regelventil mehr. Bemerkenswert ist auch das Gummihuhn am Autoschlüssel. Ein Trost für mich (hat Beate extra aus Japan eingeflogen), nachdem ich nach Protesten das am Kühlergrill angebrachte Gummihuhn wieder demontieren musste (weil es so peinlich war). Dabei wollte ich die Autolegende etwas aufmotzen und schweren Jeeps, typischerweise mit Büffelhörnern am Grill unterwegs, Paroli bieten.
Das Wetter zeigt sich trocken, auch, wenn es eher trüb ist. Wir machen einen Abstecher nach Tálknafjörður. Dort haben wir drei Dinge zu erledigen. Erstens: im "Fisch-Gewächshaus" Heilbutt einkaufen.
Zweitens: Eistaucher im Fjord entdecken. 2022 hatten wir hier unsere ersten Eistaucher überhaupt gesehen und auch diesmal können wir einen entdecken, allerdings weit entfernt. Am Ufer sind dagegen Eidereintenfamilen unterwegs. Es ist beeindruckend, wie unerschrocken bereits die kleinsten Küken durch die Brandung paddeln und auch abtauchen.
Und schließlich drittens: in den Hot Pot steigen. Den kennen wir ebenfalls bereits. Zwei Isländer verlassen den gerade, so dass wir ganz allein sind, mit schöner Aussicht auf den Fjord und einer Büchse Prosecco (noch nicht im Bild). Das Wasser ist sehr schön warm und wir bleiben, bis wir schrumplig sind.
Unsere Route führt uns direkt am Dynjandi-Wasserfall vorbei. Es ist unserer Ansicht nach mit Abstand der schönste Wasserfall Islands.
Nach einer Stärkung in Form von Zimtschneckenkeksen wandern wir diesmal hinauf zum Wasserfall. 2022 bin ich kurz vor dem Besuch des Wasserfalls in einem Hot Pot (nicht in Tálknafjörður) ausgerutscht und hatte mir böse das Schienbein aufgeschlagen, so dass wir damals nicht hochgestiegen sind. Oben angekommen ist es sehr beeindruckend, wie die Wassermassen vorbeirauschen.
Zu diesem Wasserfall werden aus Isafjördur viele Kreuzfahrttouristen mit Bussen gebracht, die an den einheitlichen blauen Jacken zu erkennen sind.
Der Weg zu dem sehr schön gelegenen Campingplatz in Þingeyri ist kurz und wir können uns einen schönen Platz aussuchen.
Sehr angenehm ist auch die schöne Gemeinschaftsküche des Campingplatzes (im Bild das rote Gebäude) in der wir den Heilbutt genießen.
Ein kleiner Rundgang durch den Ort zeigt uns die Kirche...
...sowie eine Firma, die alles repariert, vor allem Panzer und Violinen. Gut zu wissen.
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Wir verlassen den schönen und komfortablen Campingplatz. Ein Blick zurück zeigt uns den Ort, in dem wir übernachtet haben. Hinter dem Gebäude mit dem halbrunden Dach (Schwimmbad) befindet sich der Campingplatz. Unterwegs gibt es wie immer gigantische Landschaften.
Wir fahren nach Flateyri, einem hübschen Ort mit ein paar Sehenswürdigkeiten.
Hier ein Blick auf die repräsentative Hauptmagistrale:
Direkt an dieser Magistrale befindet sich der älteste Buchladen Islands. Der Inhaber präsentiert eine reichhaltige Auswahl. Einige deutschsprachige Literatur ist dort auch zu finden.
Und man kann ein vom Inhaber höchstpersönlich verfasstes, mehrsprachiges und illustriertes Kinderbuch erwerben, in dem vom "Schwimmwunder von 1987" berichtet wird: eine Kuh, die zum Schlachthof verschifft werden sollte, rettete sich mit einem beherzten Sprung von der Kaimauer in den eiskalten Fjord und schwamm die 3 km bis zum anderen Ufer. Zur Belohnung wurde die Kuh nicht geschlachtet, sondern durfte noch 6 Jahre bis zu ihrem natürlichen Tod leben.
Eine Besonderheit Flateyris sind einige mit Vogelmotiven bemalte Hausfassaden. Im Folgenden eine kleine Auswahl, zunächst ein Brachvogel an einem Schulgebäude.
Zaunkönige findet man auch bei uns.
Den Goldreigenpfeifer findet man nur in Nordeuropa.
Von der Schneeammer fehlt mir noch ein schönes Foto.
Die Küstenseeschwalben (auch "Krias" genannt, weil sie ständig und sehr aggressiv "Kria" schreien) pendeln zwischen Nord- und Südhalbkugel und umfliegen pro Jahr praktisch einmal die Erdkugel. Beate mag die Krias nicht, denn sie attakieren einen derart, dass man eigentlich einen Schutzhelm bräuchte.
Nach dem Stadtbummel stärken wir uns in diesem Café. Interessant ist, mit welchen Gefährten die Kundschaft anrückt.
Im Hintergrund (hinter dem großen Stein) ist der Wall (in Form des Buchstaben A) zu sehen, der die Lawinen vom Ort ablenken soll. 1995 ging eine große Lawine mitten in den Ort ab. Dabei kamen 20 Menschen um.
Wir haben uns gewundert, wozu diese komischen Dinger dienen, die an einer Wiese in größerem Abstand herumstehen. Dabei steht es dran: es sind die "Löcher" für Frisbee-Golf.
Wir verlassen nun den interessanten Ort und fahren weiter nach Isafjördur. Dabei passieren wir einen ca. 4km langen Tunnel, der zur Hälfte nur einspurig ausgefürt ist. Für unseren Gegenverkehr gibt es Ausweichstellen, wo er warten kann, bis wir passiert haben.
Isafjördur ist die größte Stadt der Westfjorde. Hier legen Kreuzfahrtschiffe an, wodurch sich die Anzahl der Leute im Ort vervielfacht. Isafjördur haben wir schon 2022 besichtigt (u.a. den 3D-Fußgängerüberweg); wir suchen daher nur einen Supermarkt auf und tanken den Niva voll.
Weiter geht es zum Tagesziel. Dazu müssen wir (d.h. die Autolegende) einen Pass überqueren. Dort zweigt eine steile Piste auf einen gut 600m hohen Berg ab. Neben einer Radarstation gibt es dort oben eine Aussichtsplattform (heißt heutzutage "Skywalk"), von der aus man 600m tief ins Eismeer schauen kann. Außerdem hat man einen schönen Blick auf die nördlichen Ausläufer der Westfjorde. Theoretisch könnte man bei klarer Sicht auch das 150 km entfernte Grönland sehen, aber keinesfalls mit bloßem Auge. 2022 brauchten wir gar nicht erst hochzufahren, weil bereits tiefer alles wolkenverhangen war. Diesmal hängen die Wolken zwar höher, aber nicht hoch genug. Wir können nicht mal sehen, wo es zum besagten Skywalk geht.
Wir fahren also auf der anderen Seite des Passes wieder hinunter zu unserem geplanten Campingplatz. Kaum sind wir unten, sind die Wolken weg und wir haben ein herrliches, fast windstilles Sonnenwetter. Der Campingplatz ist eine große Wiese, hat (saubere) Toiletten sowie Trinkwasserversorgung und kostet nichts. Außer uns ist keiner da, so dass wir uns einen schönen Platz aussuchen können.
Die Sonne erwärmt alles so stark, dass wir das Zelt öffnen und mit einem kühlen Prosecco anstoßen müssen.
Dabei sehen wir, dass sich auch die Wolken über dem Pass lichten. Nun heißt es also, das Auto vom Seitenzelt abdocken und wieder nach oben düsen (mit "düsen" ist natürlich nicht die Geschwindigkeit gemeint, sondern das Heulen des Motors bei langsamer Fahrt). Leider ist die Sicht oben nur wenig besser als bei unserem ersten Versuch. Immerhin können wir diesmal den Skywalk überhaupt finden.
Manchmal lichten sich die Wolken so weit, dass wir das 600m unter uns liegende Meer erahnen können.
Es sollte also auch diesmal nichts werden mit der tollen Aussicht. Nach der Rückkehr zum Zelt, wo wieder schönes Sonnenwetter herrscht, machen wir noch einen kleinen Bummel zum Strand. Es kommt sogleich ein Sandregenpfeifer angeflogen, stellt sich auf einen Stein und tritt ungeduldig wartend von einem Bein aufs andere, dass wir endlich wieder verschwinden.
Stattdessen machen wir Fotos, so dass er andere Tricks anwenden muss, um uns von seinem Nest oder seinen Jungen wegzulocken: er fliegt auffällig ein Stück, landet auf einer Wiese, lässt die Flügel hängen und fächert den Schwanz auf (vermutlich, damit er noch besser zu sehen ist). Dass die Vögel eine Verletzung vortäuschen, um Fressfeinde wegzulocken, haben wir schon oft gelesen, aber noch nie so gesehen. Dabei soll es bei uns abends leckere Fleischbüchse geben - wozu sollten wir dann den dünnen Sandregenpfeifer essen wollen???
Derweil sind noch ein paar Campinggäste gekommen. Einer packt ein Surfbrett aus uns schreitet mutig zu Tat. Wir gehen schon zurück zum Zelt, als Beate in einem Bach Kragenenten entdeckt. Ich hole schnell das Tele aus dem Zelt. Die Kragenenten, auch Harlekin-Enten genannt, sehen schön rostbraun, dunkelgrün und weiß gemustert aus. Man sieht sie relativ selten. Interessant ist, dass sie in einer Gruppe eng zusammenbleiben. 2022 haben wir sie zusammen auf dem Meer gesehen, wo sie alle gleichzeitig abtauchten und fast gleichzeitig wieder auftauchten.
Die Enten fliegen, nachdem sie sich geputzt haben, gen Meer und stürzen sich in die Brandung - wo auch der Surfer schon auf die perfekte Welle wartet.
Die Enten lassen sich von der Brandung zurück zur Bachmündung spülen. Eine der Enten scheint dem Surfer zeigen zu wollen, wie das mit dem Surfen funktioniert.
Im Anschluss muss ich massenhaft Kragenentenfotos sortieren und habe keine Zeit mehr, den Reisebericht zu ergänzen.
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Der neue Tag beginnt mit Sonne. Über Nacht ist allerdings Wind aufgekommen, der einige der Camper, die direkt an der Küste standen, vertrieben hat. Als wir aufstehen, sind fast alle anderen verschwunden. Vermutlich sind die auf der Flucht. Aber wir haben Urlaub.
Beim Packen mache ich leider mit dem Koffer in den Händen eine ungünstige Drehbewegung. Nun habe ich "Rücken". Es dauert immer eine Weile, ehe ich nach dem Sitzen wieder gerade stehen kann und umgekehrt. Beate hat Ibuprofen 600 mit, davon werfe ich mal eine ein, vielleicht hilft es.
Die Fahrt verläuft entlang der Fjorde. Bei Sonne sieht die Landschaft sehr schön aus. Über dem Land liegen aber dunkle Wolken. Immer wenn wir in einen Fjord hineinfahen, sieht es etwas bedenklich aus.
Fahren wir aber wieder aus dem Fjord hinaus in Richtung Meer, lacht uns die Sonne entgegen. Dafür ist in der Ferne eine hohe weiße Wolkenwand zu sehen, die irgendwie auch nicht wirklich beruhigend aussieht.
In Ögur erblicken wir einen proppevollen Parkplatz neben einer Kirche, bei der es sich nur um ein Raumwunder handeln kann, wenn die so viele Gläubige fassen kann. Meine Vermutung, dass vielleicht der Papst gerade im Island-Urlaub weilt, zerstreut sich, als wir beim Näherkommen feststellen, dass es sich bei der Auto-Ansammlung nur um einen Schrottplatz handelt.
Und wir stellen fest, dass es sich bei dem Gebäude rechts vorn, wo eine Fahne weht, um ein gutes Café handelt. Das kommt gerade Recht und wir rücken ein. Tatsächlich gibt es sehr leckeren Kuchen.
Unser Ziel, den Campingplatz Reykjanes, haben wir bald erreicht. Wir kennen den schon von 2022. Er ist sehr schön gelegen, aber auf vielen Karten nicht eingezeichnet und von der Straße nicht direkt einsehbar. Die Folge ist wohl, dass er nicht von so vielen Touristen angesteuert wird. Wir sind bei unserer Ankunft jedenfalls die einzigen Gäste.
Der Campingplatz ist an ein Hotel angeschlossen, bei dem auch bezahlt werden muss. Die Gebäude befinden sich äußerlich in einem Zustand, bei dem unklar ist, ob es sich um eine Baustelle handelt oder alles kurz vor dem Verfall steht. Die Betreiber sind aber ausgesprochen nett.
Der Clou ist der hauseigene "Pool" neben dem Hotel in Form eines 50m-Schwimmbeckens mit richtig warmem Wasser, das vor Ort aus einer Heißwasserquelle sprudelt.
Nach dem Aufbau des Zeltes gehen wir gleich in den Pool. In Island gelten strenge Regeln für die Poolbenutzung. Als Ausländer wird man ständig sehr eindringlich auf die Beachtung der Säuberungsregeln hingewiesen. Und natürlich wird zwingend ohne Badebekleidung geduscht. Ich frage mich langsam, wie es mit der durchschnittlichen Reinlichkeit der Isländer bestellt ist, wenn vor der Benutzung öffentlicher Bäder derart detaillierte Vorschriften erforderlich sind. Hier ein Bild aus dem Duschraum mit Hinweisen, wo besonders intensiv gesäubert werden muss (und wo nicht).
Und dann geht es endlich in den dampfenden Pool. Das Wasser ist sehr warm (sogar für mich).
Der nächste Tag begrüßt uns mit schönstem Sonnenschein. Als wir aufstehen, sind die anderen beiden Camper, die lange nach uns kamen, bereits abgereist.
Es gibt ein gepflegtes Früstück mit frisch im Omnia-Backofen zubereiteten Brötchen sowie einer erklecklichen Anzahl Brötchenaufstriche. Sogar die (dank Jana) extra für mich aus Istanbul eingeflogene türkische Haselnusscreme (zweites Glas von rechts) fehlt nicht.
Wir wandern dann mit leicher Ausrüstung (ich habe ja leider "Rücken") am Fjord entlang. Der Blick zurück zeigt ein am Wassser stehendes Salzgewinnungswerk (das Meerwasser wird mit Hilfe der Heißwasserquelle verkocht) und in der Mitte das Sanitär- und Küchengebäude des Campingplatzes. Das dreieckige Ding zeigt an, dass hier die Landepiste Nummer 20 beginnt (die Piste ist etwas oberhalb und nicht zu sehen). In Island gibt es in jeder Ecke behelfsmäßige Landepisten, so dass im Notfall schnell Hilfe eingeflogen werden kann.
Ein Stück weiter gibt es im Wasser einige Schären, die gerade so aus dem Wasser ragen. Dort faulenzen die fetten Robben herum. (Den großen Fotoapparat samt Tele konnte ich wegen des Gewichtes nicht mitnehmen, deshalb nur ein Foto mit der Knipse durch's Spektiv, das Beate schleppen muss.)
Und hier ist nicht etwa Napoleon auf dem Feldherrenhügel zu sehen, sondern ein Wiesenpieper.
Nach der Wanderung besuchen wir nochmals den Pool und trinken Kaffee. Dabei müssen wir feststellen, dass der Wind immer mehr zunimmt und dermaßen am Zelt herumzerrt, dass wir Bedenken haben, dass er was zerfetzt. Wir beschließen, es abzubauen. Immerhin bietet die offene Küche einen recht guten Windschutz.
An dem Abend kommt noch ein Campingbus mit einer Familie. Wie sich herausstellt, stammen sie nicht nur aus Sachsen, sondern aus Dresden.
Während Beate das Essen zubereitet, versuche ich, mit dem Sortieren der Fotos und Ergänzung des Reiseberichtes hinterherzukommen (was nicht wirklich gelingt).
Mit einem leckeren Rosenkohl-Kartoffelauflauf beschließen wir den Tag.