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Strandir

30.06. - Fahrt bis Norðurfjörður (Halbinsel Strandir) und drei Nächte im Urdartindur Guesthouse
01.07. - Rumplige Fahrt um den Ingólfsfjörður
02.07. - Kleine Wanderung und weitere Vögel
03.07. - Fahrt nach Hveravík, 2 Nächte auf dem Hveravík Campingplatz
04.07. - Faulenzertag auf dem Hveravík Campingplatz

30.06.-03.07. - Fahrt bis Norðurfjörður (Halbinsel Strandir) und drei Nächte im Urdartindur Guesthouse

Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen

Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.

Die Nacht war weiterhin sehr windig, aber wir hatten die Legende im Windschatten des Sanitärgebäudes geparkt, so dass es uns nachts nicht durchgeschüttelt hat. Und um das abgebaute Zelt brauchten wir uns jedenfalls nicht zu sorgen. Der fortgeschrittene Morgen begrüßt uns mit schönstem Sonnenschein (allerdings ist es mit 5°C recht erfrischend).

Die Fahrt in den abgelegenen nördlichsten Teil der Westfjorde verläuft auf einer zum Teil etwas holprigen Piste. Zum Ziel sind nur 40km Luftlinie, wegen des Umfahrens der Fjorde sind aber 170km zu fahren. (Allein schon am ersten Fjord fahren wir 17km hinein und dieselbe Strecke wieder hinaus. Eine knappe Stunde nach Abfahrt sehen wir den Campingplatz auf der anderen Seite in nicht mal 4km Entfernung.)

Einen "größeren" Ort namens Djúpavík gibt es, aber das ist ein Geisterort. Die Blütezeit hatte Djúpavík in den 1930er Jahren, als dort eine Heringsverarbeitungsfabrik gebaut wurde. Im Sommer arbeiteten hier mehrere hundert Menschen (vor allem Frauen), die z.T. in einem alten Schiff untergebracht waren. Nachdem der Hering zwischenzeitlich verschwunden war, gab es in den 1950er Jahren eine zweite Blüte, bis der Hering abermals überfischt war. Danach verfiel alles. In den letzten Jahren versucht man, das, was noch steht, zu erhalten.

Zum Hering muss man wissen, dass der von den Isländern zunächst nicht gegessen wurde, weil das angeblich "ein schlechter Fisch" sei. Stattdessen vegetierten die meisten Isländer eher hungernd und in bitterer Armut dahin. Auch die reichen isländischen Bauern mit Landbesitz trugen dazu bei; die einfachen Isländer waren praktisch Leibeigene. Erst die Norweger, die die reichen Heringsgründe um Island fanden, zeigten den Isländern, wie wertvoll der Hering ist und dass man ihn durch Einsalzen haltbar machen kann. Erst ab diesem Punkt ging es in dem Land bergauf. Die Weltwirtschaftskrise überstanden die Isländer mit dem Hering relativ unbeschadet und konnten sich zudem aus der Knechtschaft Dänemarks lösen.

Wir parken standesgemäß neben schwerem Gerät.

An dem Beherbergungsschiff für die Arbeiterinnen hat der Schiffbohrwurm derweil ganze Arbeit geleistet.

Die Fabrik war damals der größte Stahlbetonbau Islands.

Um dem Gebäude etwas Leben einzuhauchen, sind hier einige Kunstwerke ausgestellt - aktuell zum Thema Polarlicht. Der Eintritt ist frei. Allerdings muss man froh sein, wenn sich überhaupt Besucher in diese abgelegene Gegend verirren.

Nicht alles ist Kunst, kann aber trotzdem nicht weg.

Außerdem residieren hier offenbar international agierende Beratungsfirmen (hier: "CRUSIUS Management Consulting"). Momentan scheint aber gerade Mittagspause zu sein.

Ein Blick in die Hauptstraße. Interessant ist die Klimaanlage (der graue Kasten an der schwarzen Wand rechts im Bild) - im Sommer scheint es hier richtig heiß zu werden.

Wir verlassen Djúpavík. Ein Blick zurück zeigt den Ort vor dem langen Wasserfall.

Unterwegs sichtet Beate auf einem Stein im Wasser eine besonders fette Robbe. Sie räkelt sich genüsslich in alle Richtungen.

Wir erreichen Norðurfjörður. Das Gästehaus ist nicht schwer zu finden; der Ort besteht nur aus wenigen Häusern.

Der Gebäudeteil, in dem sich unser Zimmer befindet, ist offenbar erst in jüngster Zeit angebaut worden. Wir müssen nach einer Weile feststellen, dass es ruhig ein wenig wärmer sein könnte. Beate findet an der Wand einen Heizungsregler, dessen Drehknopf sich so leicht bewegen lässt, dass man nicht den Eindruck hat, dass der irgendwas bewirkt.

Da wir einiges Werkzeug im Auto haben, baue ich die Abdeckung des Schalters ab und sehe, dass er wohl nicht richtig montiert ist. Interessehalber nehme ich ihn ganz heraus und muss verblüfft feststellen, dass er an keinerlei Kabel angeschlossen ist. Sehr interessant...

Zum Glück treffen wir auf einen sehr freundlichen und hifsbereiten Bauarbeiter (am Haus wird weiterhin angebaut), der die zentrale Heizungssteuerung etwas hochregelt.

Gegen Kälte hilft aber nahe am Ort das Thermalbad Krossneslaug, das wir abends noch besuchen. Auch dem Rücken tut das gut.

01.07. - Rumplige Fahrt um den Ingólfsfjörður

Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen

Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.

Der Tag beginnt ausgeschlafen mit einem schönen Frühstück bei gar nicht so schlechtem Wetter.

Wir fahren über einen Bergrücken zum benachbarten Fjord. Auch hier befand sich eine Heringsfabrik. Eine Nutzung als Kunstsalon lohnt hier nicht mehr, da sich wirklich kaum noch jemand hierher verirrt. Stattdessen haben die Krias das Gebäude besetzt und brüten auf dem (inzwischen) begrünten Dach irgendwas aus.

Begrüßt werden wir sogleich von einem Austernfischer.

Außerdem gibt es in diesem Fjord einige Eistaucher. Eine ganze Familie mit 3 Jungen können wir sichten.

Die Piste führt direkt durch das Gebäude...

...und dann weiter am Fjord direkt am Wasser. Sie ist so holprig, dass wir nun höchstens im 2. Gang, oft nur ganz langsam im 1. fahren können. Das bietet Zeit, die Basaltformationen näher anzuschauen (die Piste im Bereich des Bildes ist hier vergleichsweise gut).

Im Wasser sehen wir weitere Eistaucher. Wir können uns kaum satt sehen. Die (etwa gänsegroßen) Vögel sehen einfach zu schön aus.

In Ufernähe sehen wir außerdem eine junge (weil noch nicht ganz schwarz gefärbte) Gryllteiste, die offenbar mit dem Verdauen ihrer Beute Schwierigkeiten hat.

Wir holpern noch ein Stück die Piste entlang, bis wir zu ein paar Häusern unterhalb eines Wasserfalls kommen. Die Häuser sind z.T. im Sommer bewohnt. Hier kehren wir um.

Den Blick auf den Fjord genießen wir von einem Stück Steilküste bei Zimtschnecken und Tee.

Abends kommt noch die Sonne heraus und beleuchtet die Landschaft.

Die Luft hat sich auf 12°C erwärmt und die Sonne trägt dazu bei, dass wir das Abendessen auf der Terrasse unseres Zimmers genießen können.

02.07. - Kleine Wanderung und weitere Vögel

Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen

Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.

Am 2. Tag unseres Aufenthaltes fahren wir wieder zum Nachbarfjord, um dort eine kleine Wanderung zu unternehmen. Auf den Wiesen laufen viele Schafe samt Lämmern herum. Die sehen zwar niedlich aus, aber sie kacken auch den Wanderpfad voll.

Unterwegs gibt es wieder interessante Basaltformationen zu bestaunen.

Die geplante Wanderung müssen wir leider nach der knappen Hälfte abbrechen, da ein Gebirgsbach den Pfad durchschneidet und wir nicht zu Fuß furten wollen. Wir kommen also nicht bis zur Ecke.

Zurück am Auto gibt es neben Lakritzschokolade weitere Zimtschnecken sowie einen schönen Ausblick auf die andere Fjordseite, an der wir am Vortag waren.

Wir fahren zurück und sehen uns unseren Ort von oben an. Das Haus ganz links ist unser Gästehaus. Das Ortszentrum hat einen größeren Hafen und immerhin einen Mini-Supermarkt, ein Café sowie eine Tanksäule.

Als Feature verfügt der Ort über eine Autowaschanlage (kostenlos), die wir sogleich nutzen.

Nach dem Kaffeetrinken ist es sonnig und wir beschließen, nochmals zum Eistaucherfjord des Vortages zu fahren. Der Hausberg des Ortes ("Urdartindur") ist nun gut beleuchtet.

Sensationell ist, dass Beate bei der langsamen Fahrt auf der Holperpiste am Wasser eine Höckersamtente entdeckt, die wir am Tag zuvor bereits zufällig auf einem unserer Fotos (in einer Gruppe fliegender Eiderenten, das Foto war aber unscharf) bestimmen konnten. Wir stoppen abrupt und können einige brauchbare Fotos schießen. Diese Ente ist zwar keine wirkliche Schönheit, in Europa aber extrem selten.

Wir fahren noch ein kleines Stück und beschließen dann die Umkehr. Nicht, ohne noch mal das Wasser abzusuchen.

Beate entdeckt einen weiteren Eistaucher, der sich putzt und einen schönen Federkranz präsentiert.

03.07. - Fahrt nach Hveravík, 2 Nächte auf dem Hveravík Campingplatz

Farben in der Karte: grün: Autofahrten, blau: Wanderungen

Der Trackviewer wird bereitgestellt von https://www.j-berkemeier.de/GPXViewer/.

Heute verlassen wir den nördlichsten Ort der Westfjorde. Ein Blick zurück zeigt uns noch mal den Ort, eingefasst von zwei Bergen.

Unterwegs halten wir an einer Stelle, wo ein Pfad zu einer kleinen Schlucht (aus Lava-Gestein) am Meer führt. Im 17. Jahrhundert wurden hier drei Männer der Hexerei beschuldigt und verbrannt. Vorher war Hexerei hier nie ein Problem. In den Jahren danach wurden in Island 16 weitere Männer und eine Frau wegen Hexerei verbrannt, ehe dieser Wahnsinn aufhörte.

Heute ist der Pfad zu der Schlucht mit Skulpturen aus Treibholz verschönert.

Der Holzkopf rechts außen müsste allerdings mal zum Zahnarzt.

Die Piste aus dem Norden fährt sich auf weite Strecken nicht schlecht und man kann mit ca. 70km/h fahren. Und dann plötzlich, gern hinter einer Kurve, ist ein Pistenstück von 5m Länge auf der ganzen Straßenbreite mit ca. 15cm tiefen und großen Schlaglöchern versehen. Bremsen kann man kaum noch und die Zeit, einen optimalen Weg durch die Löcher zu finden, reicht nicht. Es kracht dann ordentlich. Die Legende muss ganz schön was aushalten. Interessanterweise fahren auf dieser Piste auch große Sattelschlepper. Dass die das aushalten...

Im Laufe der Fahrt taucht die Sonne immer öfter auf und verschönert die Landschaft.

Als wir in Hveravík gegen 16 Uhr ankommen, sind bereits einige Campinggäste da. Wir finden aber noch einen schönen Platz mit Sicht auf das Wasser. Es ist windstill und die Sonne erwärmt das Zelt derart, dass wir es öffnen müssen.

Vor dem Essen geht es noch in den heißen Pool, der mit zum Campingplatz gehört.

Sehr beruhigend ist außerdem, als wir sehen, dass ab heute fast alle Hochlandpisten freigegeben sind. Denn in einigen Tagen wollen wir ins Hochland fahren, und dann ist es doof, wenn das gesperrt ist.

04.07. - Faulenzertag auf dem Hveravík Campingplatz

Der Tag beginnt ausgeschlafen bei sonnigem, fast windstillem Wetter. Die Brötchen können wir in der Küche des Campingplatzes aufbacken (im Omnia wäre das allerdings schneller gegangen, weil der nur 3 Minuten anheizen muss).

Meinem Rücken geht es deutlich besser. Es dauert nicht mehr mehr so lange, bis ich mich nach dem Sitzen entfalten kann. Die größte Herausforderung besteht noch im Anziehen des Schlübbers.

Während des Frühstücks sehen wir, wie eine isländische Familie mit Stand-Up-Paddling-Boards zum Fjord geht und sich auf die Bretter stellt. Mann und Kind haben Neoprenanzüge an, die Frau aber nicht, stattdessen geht sie in kurzer Hose und im ärmellosen Shirt auf's Wasser. (Vielleicht ist sie mit Robbenspeck gesegnet? Es gibt einen isländischen Fischer, der im Winter nach dem Untergang seines Schiffes 2km durch das 2°C kalte Wasser geschwommen ist. Wie er das geschafft hat, wurde intensiv untersucht. U.a. wurde festgestellt, dass er eine besondere, dem Robbenspeck ähnliche Isolationsschicht hat.)

Wir jedenfalls meiden das kalte Wasser und brechen stattdessen zu einem kleinen Spaziergang auf, von dem aus wir den Campingplatz schön sehen können.

Entlang des Weges sind in einem Graben Kabel für einige neu zu erbauende Häuser verlegt worden. Eine Kabeltrommel mit sicherlich 50kg blankem Kupferkabel (für die Erdung) steht unberührt am Wegesrand. Bei uns wären sämtliche Kabel zweifellos binnen kürzester Zeit verschwunden.

Am Umkehrpunkt genießen wir das sonnige Wetter mit schönem Ausblick.

Der Blick in die andere Richtung zeigt Ausläufer von Islands Norden, wohin wir morgen fahren werden.

Den Rest des Tages genießen wir das warme und sonnige Wetter. Die Lufttemperatur beträgt nur 16°C, aber mit Sonne und ohne Wind ist es so warm, dass wir vor dem Besteigen des Hot Pots abwarten, bis es etwas kühler geworden ist.