Lada Niva "Legend" - die Autolegende

Autokauf
Geländefahrtraining
Innenausbau
Solarmodul und Energieversorgung, Dachträger und Schnorchel
Seitenzelt

Autokauf

Nach dem Plan, einen Geländewagen für den Island-Urlaub zu kaufen, stand die Frage nach dem Typ. Die typischen echten Geländewagen wie Landrover Defender, Toyota Landcruiser und andere Wagen ähnlichen Kalibers sind extrem teuer. Auch die Preise für Gebrauchtwagen sind exorbitant. Dazu kennt man den Wagen nicht wirklich und die Vorbesitzer schon gar nicht. Das damit verbundene Risiko in Verbindung mit dem Preis sowie der Tatsache, dass wir den Wagen nur für diesen einen Urlaub brauchen, ließ uns nach preiswerten Alternativen suchen. Einem bezahlbaren geländetauglichen SUV wie den Dacia Duster trauten wir die zu erwartenden Furten nicht zu (der Duster hat eine Wattiefe von 30cm). Am Ende blieben nur noch der Suzuki Jimny oder der Lada Niva als preiswerte und echte Geländewagen übrig. Der Niva hat immerhin eine Wattiefe von 60cm. Weil wir die Möglichkeit haben wollten, bequem im Auto zu schlafen, war uns der Jimny und der normale Niva (mit 3 Türen) zu klein und es blieb der lange 5türige Niva. Für den Neupreis des Nivas hätten wir nicht mal einen gebrauchten großen Geländewagen bekommen. Bei einem Neuwagen erhoffen wir uns wenig technische Probleme.

Den 5türigen Niva haben wir 2021 neu gekauft, und zwar weit im Westen Deutschland, weil er dort deutlich preisgünstiger war als hier in Dresden. Im Westen wurde der Niva in den 80er Jahren als preiswerter Geländewagen importiert und ist dort durchaus bekannt. Insbesondere Jäger benutzen den gern.

Ein großer Vorteil des 5Türers ist, dass der Tank mit 65l deutlich größer ist als der des 3Türers (45l). Dadurch haben wir die Überführungsfahrt mit nur einmal Nachtanken geschafft. Der Spritverbrauch liegt in der Einfahrzeit deutlich über 10l/100km, obwohl man in den 2500km nicht schneller als 100km/h fahren soll.

Immerhin erhält man dafür ein bleibendes akustisches Erlebnis. Insbesondere das Zwischengetriebe erzeugt den Geräuschpegel eines fortissimo spielenden Sinfonieorchesters. Kopfhörer mit Rauschunterdrückung sind auf längeren Strecken unbedingt angeraten.

Auch, wenn der Benzinmotor inzwischen Euro6-tauglich ist, hat der Wagen im Wesentlichen den technischen Stand der 70er Jahre. Vorteile sind Robustheit, einfache Technik und ganz wenig Elektronik. Nachteilig ist die grottenschlechte Verarbeitungsqualität, die sich u.a. im lebhaften Rosten zeigt. Das Auto muss sofort nach dem Kauf zur Konservierung gebracht werden, auch wenn die angeblich bereits im Herstellungswerk erfolgte.

Ein entscheidender Punkt ist eben der extrem niedrige Preis für einen echten Geländewagen mit starrer Hinterachse, sperrbarem Zwischendifferential und Geländeuntersetzung. Ausgeliefert wird er standardmäßig mit geländetauglichen Reifen von Pirelli. Selbst die Stoßstange verdient diese Bezeichnung - sie besteht aus massivem Metall, an der man den direkt den Wagen anheben kann.

So haben wir ihn gekauft:

Weil der Urlaub knapp ist, wollen wir nicht mit der Fähre anreisen. Stattdessen lassen wir das Auto von Kria-Tours nach Reykjavik verschiffen (dauert 1,5 Wochen). Wir selbst fliegen und nutzen den Service, uns das Auto direkt zum Flughafen bringen zu lassen. (siehe hier)

Geländefahrtraining

Zur Vorbereitung habe ich von Beate ein Geländefahrtraining geschenkt bekommen. Das fand auf dem ADAC-Trainingsgelände südlich von Potsdam statt, und zwar auch mit Nivas. Wir brauchten unseren eigenen Niva also nicht zu strapazieren. Das Geländefahrtraining hat den ganzen Tag einen Riesenspaß gemacht, und es war eben auch viel zu lernen - speziell Dinge, auf die ich selbst nicht kommen würde (z.B. bei steilen Auf- und Abfahrten unter keinen Umständen die Kupplung treten). Und ich habe gesehen, wie extrem geländegängig der Niva ist - auch das hätte ich nicht erwartet.

Wen es interessiert, hier ein paar Videos:

Am spektakulärsten war zum Abschluss das Befahren des "Wasserfalls":

Die Schräge hatte 28°. Nie hätte ich mich da langgetraut:

Die Baumstammbrücke ist mit Einweisung machbar:

Innenausbau

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es in Island so stürmen kann, dass das Zelt gefährdet ist. Wir hatten 2010 gesehen, dass sich bei Sturm die Profis in ihre Autos zurückzogen. Deshalb wollten wir das Auto so vorbereiten, dass wir ggf. darin schlafen können.

Wenn man die Sitze vorschiebt und die Lehnen nach vorn stellt, ergibt sich hinten in Höhe knapp unterhalb der Fenster eine Fläche von ca. 2 x 1,65m. Das sollte zum Schlafen reichen. Und unterhalb wäre Stauraum für Ausrüstung.

Zuerst habe ich die hintere Sitzbank und die meisten hinteren Verkleidungen ausgebaut. Anschließend wurden 3 Querbretter an vorhandenen Löchern befestigt:

Auf den Querbrettern werden Längsträger mit Schnellverschlüssen befestigt:

Oben auf die Längsträger werden 3 Querlatten eingelegt. Das ganze ist dann sehr stabil:

Und auf dieses Untergestell kommen die Platten der Liegefläche. Die Platten wurden an der Seite nach der Form des Autos ausgeschnitten, damit keine Kleinteile nach unten fallen:

Das Kopfteil ist einzeln angefertigt und auf die Liegefläche umklappbar:

Wenn das Kopfteil ausgeklappt ist, steht es auf den Füßen. Das Ausklappen ist leider etwas fummelig, weil nicht viel Platz ist:

So sieht es dann mit Matratze aus:

Unterhalb der Liegefläche ist Platz für 2 große Schubladen:

Links befindet sich diverse Ausrüstung (Tisch, "Waffleboards" als Anfahrtshilfe im Sand, ...) und rechts die Kühlbox und weitere Küchenausrüstung:

Solarmodul und Energieversorgung, Dachträger und Schnorchel

Zur Energieversorgung (für die Kühlbox und zum Laden der Akkus für Laptop, Fototechnik etc.) haben wir eine Powerbox. Das ist ein neumod'scher Kasten, der neben einem großen und modernen Akku Lademöglichkeiten über Netzteil, 12V-Autoanschluss und Solarpanel enthält und außerdem Ausgänge mit 220V, 12V und USB hat. Wir haben eine Bluetti EB55-Powerbox mit ca. 500Wh. Die Powerbox hat ihren Platz ebenfalls unterhalb der Liegefläche, ist aber leicht herausnehmbar.

Weil wir z.T. auf Campingplätzen ohne Stromanschluss unterwegs sein werden, haben wir ein Solarpanel (150W) gekauft. Immerhin bringt das noch ca 35W, wenn die Sonne flach darauf scheint. Das ist auch die Leistung der Kühlbox, wenn der Kompressor gerade läuft. Deshalb hoffe ich, dass die Anlage ausreichend dimensioniert ist, zumindest, wenn ab und zu die Sonne scheinen sollte.

Das Solarpanel ist an einem Dachträger befestigt und lässt sich im Stand aufstellen, so dass die Sonne möglichst senkrecht auf das Panel trifft (in Island scheint die Sonne flach). In unseren Breiten bringt das Panel dann ca. 120W:

Hinter dem Solarpanel befindet sich ein Dachträger, in dem neben dem serienmäßigen Ersatzrad (im Motorraum des Nivas) ein weiteres transportiert werden kann. Und es ist Platz für einen 20l-Benzinkanister.

Um beim Durchfahren von Furten unter keinen Umständen einen Wasserschlag (mit Totalverlust des Motors) zu riskieren, habe ich einen Ansaugschnorchel einbauen lassen. Die Kiste sieht nun etwa so aus:

Seitenzelt

Wenn es gerade nicht stürmt (sondern nur regnet), macht sich ein Zelt gut. Für solche Autos gibt es dazu sogenannte Seitenzelte. Die sind so konzipiert, dass man sie nahe an das Auto stellen und ggf. auch dort andocken kann. Wir haben uns ein "Trinity Obelink" gekauft. Hier ein Bild vom Testaufbau im Dresdner Ostragehege:

Zum besseren Andocken des Zeltes ans Auto habe ich an den Dachträger-Füßen an der rechten Seite eine sogenannte Kederschiene angebracht. In die kann der am Seitenzelt angebrachte Keder (ein Wulst mit knapp 1cm Dicke) eingezogen werden, so dass sich hier eine dichte und feste Verbindung zwischen Auto und Zelt ergibt.

Das Seitenzelt lässt sich auch an der Seite, an der das Auto angedockt ist, verschließen. Außerdem steht es selbständig, so dass man das Auto wegfahren kann, ohne das Zeltabbauen zu müssen. Zum Andocken muss man nur nahe genug am Zelt entlangfahren und dabei von der zweiten Person den Keder in die Schiene ziehen lassen.