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Norden

08.-09.07. - Mitternachtssonne bei 66.12° North
10.-11.07. - Fahrt zum Eyjafjörður und Ausflug zur Insel Hrisey
12.-13.07. - Eistaucher im Héðinsfjörður, Heringsmuseum in Siglufjörður, Weiterfahrt nach Hofsós
14.07. - Zwei Nächte in Hofsós, Fahrzeugmuseum in Stóragerði

08.-09.07. - Mitternachtssonne bei 66.12° North

Der Trackviewer wird bereitgestellt von www.GpsWandern.de.

Auf der Halbinsel Tjörnes beziehen wir einen tollen Campingplatz. Der Name des Platzes "66.12 North" ist Programm: wir befinden uns kurz unterhalb des Polarkreises, der auf Breitengrad 66.33 liegt. Da wir relativ früh vor Ort sind, bekommen wir einen Platz in der ersten Reihe:

Die Temperatur liegt nun bei 17°C und die Isländerinnen tragen schulterfreie Tops. Und wir können bei geöffnetem Zelteingang bei Prosecco und Nüsschen die Aussicht genießen.

Die Autolegende muss allerdings gelenzt werden. Die Scheinwerfer sind nicht wassergeschützt und lagen offenbar unterhalb der Wasserlinie der Furten bei der Fahrt von der Herðubreið in den Norden. Praktischerweise liegt im Waschraum des Campingplatzes ein Föhn bereit.

Nach dem Abendbrot hören wir komische Geräusche vom Meer her: es sind Wale, die hoch aus dem Wasser springen und beim wieder Aufklatschen den gehörten Sound produzieren. Leider haben wir die Optik nicht schnell genug parat, sind aber beide der Meinung, es könnte sich um Orcas gehandelt haben. Der Himmel über uns zeigt sich weiterhin wolkenfrei. Und unser Blick direkt nach Norden zeigt uns die Mitternachtssonne:

Für den nächsten Tag sind 21 Stunden Sonne vorhergesagt (in Wirklichkeit werden es sogar 22,5 Stunden) - das ist nur hier im Norden möglich:

Wir werden von der Wärme der auf das Auto scheinenden Sonne munter. Es wird heute ein Faulenzertag. Direkt vom Zelt aus können wir in der Ferne viele Wale verschiedener Größen beobachten, die sich behäbig durch das Wasser bewegen. Mit dem Spektiv lässt sich das gut beobachten, aber für ein Foto sind sie zu weit entfernt.

Nur wenige Gäste bleiben mehrere Nächte und der Campingplatz leert sich fast völlig.

Im letzten Jahr gelang es mir nicht, eine Schneeammer zu fotografieren, obwohl die bei sonnigem Wetter direkt vor unserem Zelt herumhüpfte. (Es war damals eiskalt und ich zu verpimpelt, um gleich loszustürzen; außerdem nahm ich an, dass es noch genug Gelegenheiten geben wird, die Schneeammer zu fotografieren.) Diesmal spute ich mich, als wir vor uns eine Schneeammer entdecken. Die hat ihr Nest zwischen den großen Steinen am Ufer und kommt mehrmals mit dem Schnabel voller Gewürm und anderer Leckerbissen. Das Nest verlässt sie jeweils mit einem Entsorgungspaket, das sie irgendwo abwirft.

Auch dieser Tag ist mit knapp unter 20°C unglaublich heiß, was einige Isländerinnen dazu bewegt, den Bikini anzulegen. Die Abendsonne genießen wir wieder bei geöffnetem Zelt:

10.-11.07. - Fahrt zum Eyjafjörður und Ausflug zur Insel Hrisey

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Wir verlassen nun den Zeltplatz mit dem tollen Blick auf das Meer. In einem der Fjorde, an denen wir entlangfahren, sehen wir einige vollbesetzte Whale-Watching-Boote längere Zeit an einer Stelle verharren, wo sich dann die Rückenflosse EINES Wales sehen lässt. Das ist nichts gegen "unsere" vielen Wale des Vortages. Wir beschließen, eine eventuell geplante Whale-Watching-Tour abzublasen; immerhin kostet die auch 70,-EUR pro Person.

Bei einem Einkaufsstopp in Húsavik, um im dortigen Netto-Supermarkt frischen Fisch zu kaufen (Empfehlung, die wir unterwegs von einem netten Paar bekommen hatten), gibt es ein kleines Malheur: beim Öffnen der Heckklappe, wo sich die Kühlbox befindet, reißt das Seil des Bowdenzuges, der die Klappe entriegelt. (Beim Niva gibt es kein Heckklappenschloss, sondern die Klappe wird über einen Hebel im Innenraum geöffnet - das ist nicht mehr wirklich der letzte Schrei der Technik.) Ich war schon immer skeptisch angesichts der Kraft, die zum Entriegeln nötig ist und hätte mir das mal vorher ansehen sollen. Es stellt sich heraus, dass das Seil des Bowdenzuges einfach durchgerostet ist. Offenbar war das nicht mal verzinkt. Da es keine andere Entrieglungsmöglichkeit gibt, habe ich den Bowdenzug etwas kürzen können und an dem zu Tage getretenen Drahtrest mittels Gezerre mit der Zange die Klappe entriegeln können, um zunächst den frisch gekauften Fisch in die Kühlbox legen zu können.

Während der Fisch nun gekühlt wird, können wir uns während einer Extra-Runde wieder dem Geflügel widmen. Wir hören einen Eistaucher (der klingt richtig melodisch) und sehen ihn dann, leider nur im Gegenlicht:

Auch einen Mittelsäger sichten wir. Allerdings sollte der in absehbarer Zeit bei seinem Friseur vorstellig werden:

Auf der weiteren Fahrt Richtung Akureyri kommen wir am Goðafoss vorbei. Der Menschenauflauf schreckt uns ab und wir fahren schnell dran vorbei. Im letzten Jahr hatten wir uns den Wasserfall außerdem bereits angesehen, wenn auch nicht bei Sonne.

In Akureyri tanken wir und kaufen Verpflegung für die nächsten Tage ein. Wir besuchen 4 große Supermärkte, um unsere gewohnten Zimtschnecken (neben der Lakritzschokolade unsere wichtigste Tagesverpflegung) zu erwerben - leider vergeblich. Anschließend fahren wir bei schönem Wetter an dem mit hohen Bergen eingerahmten Eyjafjörður entlang zu unserer Unterkunft, dem Waterfront Fjord House. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben und auch Wäsche waschen.

Während Beate leckeren Kabeljau zubereitet, befasse ich mich mit dem gerissenen Bowdenzug. Ich finde noch ein Stück Holz im Auto, das nicht benötigt wird. Mit Hilfe eines Schweizer Taschenmessers gelingt es, das Holz so zu bearbeiten, dass der Entriegelungshebel darauf angebracht werden kann, um den gekürzten Bowdenzug zu bedienen. Gegen 23:00 bin ich damit fertig.

Zum Glück ist es trocken und nicht sehr kalt. Hell ist es ohnehin, denn die Sonne geht erst nach Mitternacht unter. Die nullte Stunde genießen wir entspannt und mit Blick durch die großen Fenster auf den rot leuchtenden Himmel genau im Norden. Nebenbei erfahren wir, dass sich in Island wieder eine Erdspalte geöffnet hat, aus der die Lava sprudelt.

Wir haben einen Ruhetag und nutzen den zu einem Ausflug zur Insel Hrisey, die mitten im Eyjafjörður liegt. Die Fähre fährt fast direkt vor unserer Haustür ab. Im Hintergrund ist die grüne Insel zu sehen:

Die Überfahrt dauert nur etwa 15 Minuten. Die See ist relativ ruhig und das Wetter kalt (8°C), aber sonnig.

Die Insel ist klein und Autos lohnen sich nicht wirklich. Offenbar widmet man sich hier eher dem Treckerfahren:

Auf der Insel gibt es ein paar Wanderwege. Gerade bei dem sonnigen Wetter sieht die Landschaft einfach herrlich aus.

Das Leben hier ist offenbar entspannt. Auf der Haupt-Magistrale der Insel (vom Hafen zum Leuchturm) hängt ein Alpenschneehuhn ab und hat scheinbar keine Angst, unter die Räder zu kommen:

Die hätten wir eher haben sollen: die Insel verfügt sogar über eine Landebahn für kleine Flieger. Der Tower besteht aus einem Windsack und einem Unterstand. Gelandet ist hier wohl seit langem niemand mehr. Jedoch nicht lange, nachdem wir die Graspiste überquert haben, kommt tatsächlich ein Flieger runter. Gut, dass der nicht an uns zerschellt ist...

Ein kleiner See ist mit einer komfortablen Vogelbeobachtungshütte ausgestattet. Wir sichten aber nichts ungewöhnliches. Und der Goldregenpfeifer wacht über allem.

Der Regenbrachvogel ist ebenfalls zur Stelle. Wir freuen uns immer, wenn wir ihn hören - so klingt Island. Erst auf dem Foto ist uns aufgefallen, dass das Gefieder einen intersssanten 3D-Effekt hat:

Die Wanderung führt uns wieder an die Küste.

Wir sehen einen brütenden Eissturmvogel (keine Möwe - man beachte die merkwürdige Nase):

Und im Wasser sehen wir eine Gryllteiste mit ihren schönen roten Beinen, die offenbar gerade Beute gemacht hat:

Das Wetter war heute wiederum sehr schön. Nun werden aber wohl wieder andere Saiten aufgezogen - die Sonne geht, dafür werden Kälte und Regen angedroht. Da freut man sich schon auf die nächste Nacht auf dem Campingplatz.

12.-13.07. - Eistaucher im Héðinsfjörður, Heringsmuseum in Siglufjörður

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Bei der Abreise sieht das Wetter regelrecht freundlich aus. Die Temperatur liegt bei angenehmen 8°C.

Heute fahren wir durch 3 Tunnel. Der erste ist der interessante: er ist mehrere Kilometer lang und hat nur eine Fahrspur, dafür aber Ausweichstellen. Die müssen wir auch mehrfach nutzen, weil einiger Gegenverkehr kommt.

Die beiden anderen Tunnel sind neu und zweispurig. Zwischen den beiden Tunneln passiert man über vielleicht 500m den Héðinsfjörður, der früher quasi völlig unberührt war, weil man nicht hinkam. Inzwischen gibt es dort ein paar Anglerhütten und einen kleinen Wanderweg, den wir nutzen. Dort ist von Sonne aber nichts mehr zu sehen. Dafür können sich oben noch ein paar Schneereste halten.

Der Fjord ist durch einen vom Meer aufgeworfenen Steinwall fast völlig vom Meer abgetrennt.

Beate kann hier das Arktische Weidenröslein bestimmen:

Auch Wollgras liebt offenbar das Klima und wächst zuhauf. Und sogar an eine Toilette ist gedacht worden:

Der Wanderpfad führt bis zum Meer, das sich heute graugrün zeigt.

Höhepunkt ist aber ein Eistaucher im Prachtkleid, der sehr nahe bei uns vorbeischwimmt. Wir freuen uns über das schöne Muster. Sogar die Farbe des Halsringes kann man gut erkennen:

Nach dem letzten Tunnel kommen wir schon an unserem Ziel an, dem Siglufjörður. Im gleichnamigen Örtchen suchen wir wiederum vergeblich nach unseren Zimtschnecken und kaufen stattdessen welche mit Schokoladenüberzug, denn unser Vorrat schwindet. Sie werden natürlich gleich verkostet und schmecken auch nicht schlecht.

Anschließend begeben wir uns auf einen toll gelegenen Campingplatz oberhalb des Ortes. Außer uns ist nur noch ein weiterer Campinggast angereist. (Der Unkundige wählt stattdessen den Campingplatz mitten im Ort gegenüber dem Rathaus auf einer Schotterfläche.)

Die Temperatur von 5°C hält das arktische Weidenröslein zweifellos für angemessen. Uns treibt sie aber frühzeitig in den warmen Schlafsack.

Über Nacht setzt endlich mal Regen ein. Als wir am Morgen wach werden, treibt es uns sogleich aus den kuschligen Schlafsäcken: der Regen ist weniger geworden und wir können schnell auf Toilette huschen.

Endlich dürfen wir nach dem Frühstück mal wieder ein nasses Zelt zusammenpacken. Anschließend besuchen wir das Heringsmuseum.

Der Ort, in dem wir übernachtet haben, war mal eines der weltweit größten Heringszentren. Nachdem die Norweger Anfang des 20. Jahrhunderts den Isländern gezeigt haben, dass man Hering auch essen kann (die Isländer sind vorher lieber verhungert, weil es hieß, der Hering sei "kein guter Fisch"), wie man ihn fängt und in Salz einlagert, gab es hier im Norden einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Nach Siglufjörður kamen im Sommer mehrere 10.000 Saisonkräfte, um den gefangenen Hering zu verarbeiten. Der wurde als Salzhering in Fässern weltweit exportiert, auch nach Deutschland. Mit dem Hering hat sich Island auch durch die Weltwirtschaftskrise retten und von der dänischen Knechtschaft befreien können. Ab den 50er Jahren wurde der Hering aber so überfischt, dass die Bestände Ende der 60er Jahre schlagartig zusammenbrachen. In dem Museum wird das anschaulich gezeigt. Interessant sind vor allem alte Fotos und Filmaufnahmen. Dort sieht man allerdings nur gut gelaunte Leute bei sonnigem und trockenem Wetter.

Weil es anfangs so viel Hering gab, wurde er, statt ihn zu essen, auch zu Fischmehl für die Tierfütterung und Fischöl verarbeitet und exportiert. Dazu gab es spezielle Fabriken.

Auch zwei Fischkutter aus den 50er Jahren gibt es zu sehen und zu betreten. Wir wollen uns nicht vorstellen, auf so einem Kutter auf engstem Raum bei Nässe und Kälte tage- oder gar wochenlang hausen zu müssen:

Nach einem ausgiebigen Besuch des Heringsmuseums statten wir auch dem winzigen "Zentrum für Isländische Volksmusik" eine Kurzvisite ab (ist im Preis inbegriffen, und wir haben ja wegen des Regens viel Zeit für Innenaktivitäten). Hier gibt es u.a. interessante isländische Saiteninstrumente zu bestaunen:

14.07. - Zwei Nächte in Hofsós, Fahrzeugmuseum in Stóragerði

Anschließend fahren wir nach Hofsós, wo Beate in weiser Voraussicht 2 Nächte im beheizten und trockenen Sunnuberg Guesthouse gebucht hat. Pünktlich zum frühestmöglichen Check-In um 16:00 kommen wir an.

Der nächste Tag zeigt Grau in verschiedenen Schattierungen:

Am Vormittag gehen wir ins Thermalbad direkt neben dem Gästehaus. Wir sind lange Zeit die einzigen Gäste. Der tolle Ausblick vom Schwimmbecken ins Meer wird nur durch das Grau des Tages etwas getrübt.

Neben dem Schwimmbad finden sich schöne Basaltformationen:

Weil das Wetter für ein Sonnenbaden am Strand nicht so geeignet erscheint, besteht das Nachmittagsprogramm aus dem Besuch des Fahrzeugmuseums in Stóragerði hier ganz in der Nähe. Das entpuppt sich durchaus als Höhepunkt. Schon der Weg dahin ist gespickt mit diversen Fahrzeugen. In zwei Hallen stehen Old- und Youngtimer, die fast alle fahrbereit sind. Diese müssen in größeren Abständen immer mal bewegt werden, deshalb stehen vor dem Museum ein paar Ausstellungsstücke, die vor sich hin tuckern. Wir sind froh, dass wir unsere Autolegende nicht gleich als Museumsstück abgeben müssen.

Schön ist, dass die Stücke neben Isländisch und Englisch auch in Deutsch beschriftet sind. Auch die Geschichte der Fahrzeuge ist beschrieben. Alle Fahrzeuge wurden von Isländern erworben und benutzt und haben irgendwann ihren Weg ins Museum gefunden. Neben vielen Fahrzeugen westlicher Produktion sind erstaunlich viele Ost-Autos zu sehen, z.B. diser Skoda Octavia:

Natürlich stehen auch einige Nivas und auch andere Ladas herum, die noch aufgearbeitet werden müssen. Selbst ein Mossi hat es nach Island geschafft:

Am meisten erstaunt uns aber diese Rennpappe. Beate liest gerade ein Buch (von einem Isländer geschrieben), das in den 80ern in Island spielt und in dem auch ein Trabi vorkommt. Ich konnte kaum glauben, dass es die Pappen bis hierher geschafft haben sollen. Der Trabi im Museum wurde tatsächlich von einem isländischen Rennfahrer viele Jahre benutzt. Er wurde mit einem ab Werk auf 50PS getunten Motor ausgestattet:

Die Betreiber des Museums sprechen Deutsch und erzählen uns, dass die Trabis nach Island exportiert wurden und wegen des geringen Preises gern gekauft wurden. Sie kennen selbst aus ihrer Kindheit sowohl den Trabi als auch den Wartburg (den runden 311er).

Damit endet unser Besuch des Isländischen Nordens. Morgen geht es über die 35 ins Hochland in das Geothermalgebiet Kerlingarfjöll.